Andreas Freund





       

 

 

 

                    Biografie

 

 

                   Andreas Freund

(Verheiratet - Jetzt Andreas Golz)

 

 

Ich wurde am 5.11.1966 in Quedlinburg im Harz geboren und im Jahr 1973 in der   POS "Sigmund Jähn" in Hedersleben eingeschult.

 

Schon früh begann ich in der Schule das DDR-Regime zu hinterfragen, was zu Repressalien führte. Als diese und die Einengung in der DDR für mich unerträglich wurden, entschloss ich mich im Alter von 12 Jahren zu einem Fluchtversuch. Diese Flucht misslang und ich wurde von Grenzsoldaten festgenommen. Daraufhin folgte die Zwangseinweisung durch die Jugendhilfe der DDR in das Durchgangsheim Halle - Goldberg im Jahr 79/80. Von dort wurde ich nach einigen Monaten in das Spezialkinderheim " Ernst Schneller "Eilenburg eingewiesen. Dieses Heim hat den sogenannten Sonderheimen angehört. Aufgrund meiner Entweichungen von dort wurde ich mit 14 Jahren das erste Mal zur Kurzeinweisung für 14 Tage im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau arrestiert. Dort waren Zwangssport sowie psychischer Terror an der Tagesordnung.

Von Torgau aus wurde ich dann weiter über das Durchgangsheim Leipzig-Heiterblick in den Jugendwerkhof  Hummelshain "Ehre derArbeit" verbracht. Die unerträglichen Zustände brachten mich dazu, auch von dort zu entweichen, um erneut eine Republikflucht zu versuchen. Ich wurde aber immer wieder noch im Landesinneren vor dem Versuch aufgegriffen und zurück nach Hummelshain transportiert.

Nach mehreren Fluchtversuchen aus Hummelshain wurde ich dann zur sogenannten "Ersteinweisung" zurück in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau verbracht. Dort verbrachte ich nicht nur die offiziell erlaubten drei Monate, sondern mit Verletzung der damals vorgeschriebenen Regelung zusätzlich fast weitere drei Monate.

Nach der Entlassung aus Torgau flüchtete ich sofort wieder aus Hummelshain, um an die Westgrenze in Ostberlin zu gelangen, schon mit der festen Absicht die Flucht über die Mauer zu wagen. Leider war auch dieser Fluchtversuch aufgrund des Verrates eines Mitinsassen erfolglos und ich wurde verhaftet.

Danach wurde ich nach tagelangen Verhören in die U-Haft der Staatsicherheit in Rudolstadt gesperrt.

Von dort wurde ich während der U-Haft in Gera 1982 wegen "Versuchten illegalen Grenzübertritts" sowie "öffentliche Herabwürdigung staatlicher Organe" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, das ich im Jugendhaus Halle " Frohe Zukunft" verbringen musste.

 

Nach meiner Entlassung 1983 wurden mir ein Ausbildungverbot, Verbot der Einreise nach Ostberlin sowie Zwangsarbeit für 2 Jahre auferlegt. Auch bekam ich nur einen vorläufigen Personalausweis, welcher es mir nicht ermöglichte nach Polen oder Tschechien zu Reisen.

Nach diesen zweijährigen Zwangsmassnahmen, nahm ich eine  Tätigkeit in  der Krankenpflege auf.

Im April 1989 nahm ich zusammen mit einem Freund und ehemaligen Arbeitskollegen in der Krankenpflege, Gerd Reichel,  zur Zeit der Leipziger Messe an einem Montagsgebet in der Nikolaikirche in Leipzig teil. Nach dem Montagsgebet versammelten wir uns vor der Kirche um für unsere Rechte zu demonstrieren und zogen mit etwa 200 Personen zum nahe gelegenen Alten Rathaus, wo wir mit der Staatsgewalt aneinander gerieten. Diese Demonstration, die schon lange vor den Demonstrationen im Herbst stattfand, wurde von der Stasi aufgrund unserer Entschlossenheit als so gefährlich und als Zündfunke für weitere Proteste erkannt, so das sie versucht haben, die von ihnen in der Menge identifizierten und ihnen wohlbekannten Staatsfeinde loszuwerden, indem sie viele bis dahin ignorierten Ausreiseanträge genehmigten. Ich konnte bald die DDR verlassen.

Etwa vier Wochen nach dieser ersten Montagsdemonstration konnte ich endlich in die Bundesrepublik Deutschland am 19.4.1989 gegen 23. 50 h mit dem Zug aus Leipzig nach Frankfurt am Main ausreisen.





 

 


1996 wurde über meine Zeit in den  Umerziehungseinrichtungen der DDR eine Reportage mit dem Namen "Spurensuche - ich war im Kinderknast von Torgau"  gedreht. Die Konfrontation mit der schlimmsten Zeit meines Lebens veranlasste mich, zusammen mit einem Freund, Sven Luckenbill, welcher in Zusammenarbeit mit einem Notar aus dem Raum Stuttgart die komplette Satzung ausarbeitete, kurz darauf einen Verein zu gründen, der sich um die Belange aller ehemaliger Insassen des Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau kümmert. Dieser Verein ist heute als Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau aktiv in der Aufklärungsarbeit und eine Anlaufstelle für ehemalige Insassen vom Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau und allen Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR, an der sie Hilfe und Unterstützung bekommen.  1995 wurde meine Inhaftierung in der Stasihaft Halle - Frohe Zukunft sowie 1996 ebenso mein Aufenthalt im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau für rechtststaatswidrig erklärt und strafrechtlich rehabilitiert.

Seit Mitte 2018 nun bin ich auch für die Zeiten meines Aufenthaltes nach der Zwangseinweisung 1979 durch das Jugendamt Aschersleben wegen versuchten illegalen Grenzübertritts 1979  im Durchgangsheim Halle - Goldberg, Spezialkinderheim "Ernst Schneller" ebenso meines Aufenthaltes im sogenannten "Vorzeige Jugendwerkhof" Margot Honeckers, dem Jugendwerkhof "Ehre der Arbeit" Hummelshain strafrechtlich rehabilitiert und meine Aufenthalte dort alle als rechtsstaatswidrig erklärt.

 

 

 An alle Heimkinder und Opfer des stalinistischen Systems  

                                     der DDR !!!

 

Wenn ihr eine interessante Biografie und Schreckliches aufzuarbeiten habt,

betreibt Aufklärung, geht an die Öffentlichkeit und erzählt eure Geschichte!

Sie ist ein wertvoller Beitrag zur Aufarbeitung eines unmenschlichen Systems.

Aber tut dies selbst und in eurem Namen.

Folgt keinen Aufrufen von Leuten, die Biografien, Dokumente und Unterlagen für sich von möglichst vielen Betroffenen sammeln, sie aufzuschreiben und ihnen zu schicken! Viele wollen damit Geld verdienen, indem sie als Berater arbeiten, wofür sie diese Informationen von euch nutzen wollen.

Gebt eure Geschichte nirgendwohin ohne genau zu wissen, was damit passiert

und ohne die Garantie auf Urheberrecht.

Eure Lebensgeschichte gehört euch und sollte mit eurem Namen verbunden bleiben. Bleibt Herr über eure eigene Vergangenheit und überlasst nicht anderen,

was damit passiert. Schreibt selbst eure Bücher und tretet als Zeitzeugen auf. Keiner kann eure Geschichte so gut erzählen wie ihr selbst. 

 

 

 

 

            Eine kleine Biografie von mir, veröffentlicht   

                                            über den MDR

 

 

 

 

 

 

 

              

http://www.mdr.de/damals/archiv/jugendwerkhof-andreas-freund100.html 

                                      

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